Die fortdauernden Städte 5
[…] Folgt man der Strategie von Kersten Geers, entwirft man, wie bereits vor hunderten von Jahren, Kompositionen aus Formen. Form ist Form, nicht mehr und nicht weniger. So sollten auch Bauwerke nicht den Anspruch erheben, mehr zu sein als das, was sie sind. Die Metaebene, die viele Architekten verzweifelt versuchen in ihre Entwürfe durch Metaphern oder Ideologien einzuarbeiten, liegt schon in der Natur von Architektur. Es ist pure architektonische Ehrlichkeit, die nicht mit Bedeutung überladen ist [vgl. Florian Heilmeyer, Baunetz]. Durch ihre Unreduzierbarkeit und Absolutheit hat Form etwas Allgemeingültiges. Aus diesem minimierten Vokabular kann dennoch tiefe räumliche Komplexität entstehen. Die Reduktion der Formen ist keine Entschuldigung dafür, sich auf ihrer komfortablen Nüchternheit auszuruhen, sondern sollte den Architekten zur Reflexion anregen. Form muss immer mit einer bestimmten Intention verwendet werden, andernfalls endet der Entwurf in Beliebigkeit. Obwohl die Bedeutung eindeutig ist, ist sie zugleich durch unsere kulturelle und geschichtliche Vergangenheit vielschichtig deutbar. […]
[…] Um der in Italo Calvinos Buch „Die unsichtbaren Städte“ beschriebenen Dimension der Stadt Penthesilea gerecht zu werden, mussten wir uns eine Möglichkeit einfallen lassen, die Stadt grafisch, als auch plastisch so darzustellen, dass sie unendlich erscheint. Dazu haben wir uns den Effekt des Unendlichkeitsspiegels auf einem hexagonalen Untergrund zur Hilfe genommen, um eine unendliche und abwechslungsreiche Varianz im Modell zu erzielen. Das gleiche geschieht auch grafisch auf den Plänen, sodass die Stadt nie vollkommen dargestellt wird, sondern immer unvollendet und abgeschnitten. Durch den Spiegeleffekt tauchen die verschiedenen nach Kersten Geers entworfenen Typologien und Gebäude punktuell wieder auf, was zur beschriebenen Orientierungslosigkeit Penthesileas beiträgt und den Besucher nicht erahnen lässt, was sich hinter den Fassaden verbirgt. Dies geht zudem aus Kerstens Geers Strategie des Entwerfens hervor, einem Gebäude nicht eine einzige mögliche Funktion zuzuordnen, die das Gebäude und seine Gestaltung prägt und diese von außen ablesbar macht, sondern mit einfachen Geometrien multifunktionale Bauwerke zu schaffen, die von außen simpel und schlicht erscheinen, jedoch ihre wahre Komplexität im Grundriss entfalten. […]
Philipp Glaser, Tano Greuel & Sophie Stollenwerk