Die Städte und die Toten 4
Andreas Hild hat uns mit seinem Vortrag „Vom Suchen und Wieder-Er-finden“ eine Entwurfsstrategie gezeigt, die auf der Arbeit mit Referenzen beruht. Ganz deutlich und fast ernüchternd führt er vor, dass man Architektur nicht neu erfinden kann, sondern es sich immer um eine Abwandlung etwas bereits Bestehendem handelt. Für uns bedeutet das, dass wir uns im ersten Schritt eines Entwurfsprozess weniger um die Prozess kümmern sollten, sich etwas Neues auszudenken, sondern im Allgemeinen den Blick für Referenzen zu weiten, um im richtigen Moment auf diese Erfahrungen und Erinnerungen zurückgreifen zu können. In einer Art und Weise erleichtert diese Strategie das Entwerfen und nimmt den Druck etwas kreatives und neues zu erfinden. Auch durch die vorgestellten Transformationen: Präzisierungen, Kreuzungen und Kontextverschiebungen scheint sich mit den eigenen bereits gesammelten Referenzen ein unendlicher Pool an Entwurfsmöglichkeiten aufzutun. Gleichzeitig bedeutet der Ansatz der Strategie von Andreas Hild auch einen hohen Kreativitätsanspruch aus etwas bereits existentem eine neue spannende und funktionierende Architektur zu erschaffen. […]
Die Straßen befinden sich ganz in der Erde // Gänge der Würmer und Spalten // Spalten, in die sich die Wurzeln drängen // Steinige Erdschichten wie Himmel mit Wolken // Dass es an Stelle der Luft Erde hat // Ob die Einwohner einhergehen können, wissen wir nicht // Die Feuchtigkeit zehrt die Körper aus // Ist es doch ohnehin dunkel // Von Argia sieht man hier oben nichts // Einige sagen: „Da unten liegt es“, und das kann man nur glauben // Die Gegend ist einsam //. […]
Wir beschlossen die Oberfläche des Stadtmodells vollkommen unberührt zu lassen und uns stattdessen vollständig auf den unterirdischen Komplex zu konzentrieren. In Zuge dessen entwickelten wir unser Modell von einem Schichtenmodell zu einem Gussmodell aus vier Quadern weiter. Dadurch konnten wir einerseits die Schwere und Massivität von Argia darstellen, die Oberfläche unberührt und unscheinbar lassen, aber gleichzeitig unterirdisch ein verwinkeltes Gangsystem ausbilden.[…]
Schlussendlich beruht unser Entwurf, welcher einen Teil der unterirdischen Stadt Argia nach Italo Calvino veranschaulicht, auf der Referenz des Bergwerkstollen. Unser Entwurf soll die labyrinthische Anordnung der Gänge präzisieren. Dazu verformen wird die Gänge des Stollens, indem wir ihnen ein geometrisch definierbares Profil geben. Dadurch erhält jeder Gang zunächst die selbe Grundform und die unterschiedlichen Qualitäten der Gänge bilden sich nicht durch deren Form aus, sondern durch die Anordnung und Übergänge zu anderen Gängen und Räumen. Dadurch wollen wir der unbehandelten Form der Bergwerkstollengänge ein wenig ihre Wichtigkeit nehmen und den Schwerpunkt in Richtung der Verzweigung der Gänge zueinander verschieben. Die Gänge sollen recht schmal und niedrig proportioniert sein, um die Schwere und Enge aus Argia nachempfinden zu können. Durch unsere Materialwahl wollen wir die Gesteinsschichten der Stadt Argia zum Ausdruck bringen. […]
Robin Bothe, Lisa Krön & Alexander Vogts