Die verborgenen Städte 2
Raissa soll als eine Stadt überlagerter Realitäten konzipiert werden. Die Grundidee ist ein zweischichtiger Ansatz, der die „traurige Stadt“ und die „glückliche Stadt“ aus Calvinos Vision simultan existieren lässt. Die „traurige Stadt“ manifestiert sich in der Hauptstruktur: dichte Stadtblöcke mit engen Gassen, schwere Steinbauten und eine pragmatische, funktionale Ästhetik. Diese primäre Struktur spiegelt die Alltäglichkeit des Lebens, seine Routinen und Beschwerlichkeiten wider. Die „glückliche Stadt“ ist kein separates Gebilde, sondern ein Netzwerk aus Räumen und Momenten, das sich in die bestehende Struktur einwebt. Unerwartete Innenhöfe, kleine Plätze, Balkone, die visuelle Verbindungen schaffen – sie ermöglichen flüchtige Begegnungen und intime Erfahrungen im öffentlichen Raum. Auch die Materialität reflektiert diese Dualität: Beständiger, schwerer Stein, dunkles Holz und Ziegel stehen für die „traurige Stadt“, während leichtere, mobile Materialien – etwa Gerüststangen, hölzerne Klappstühle oder Leinen mit heller Wäsche – die „glückliche Stadt“ verkörpern. Ein zentrales Element ist die architektonische Umsetzung des „unsichtbaren Fadens“, der Menschen für einen Augenblick miteinander verbindet. Dieser Faden wird durch gezielte Sichtachsen, verbindende Räume und temporäre Architekturelemente sichtbar gemacht. Fenster, Treppen, Pergolen schaffen unerwartete Begegnungen. Bewegliche Sonnensegel erzeugen wechselnde Lichtmuster; Marktbuden verwandeln den städtischen Raum temporär und öffnen ihn für neue Formen der Interaktion.
Jiaqi Liang, Ivo Mehring & Iver Schmidt







