Die fortdauernden Städte 2

[…] Man könnte sie als unendliche Stadt bezeichnen, denn ein einziges Trude zieht sich über die Erde und belegt alles mit seinen wabenartigen Stadtquartieren. Sie reproduziert sich immer wieder selbst und erweitert sich Stück für Stück durch die Vervielfältigung eines einzigen Prototyps. Trude ist eine Stadt, die auf alle zugeschnitten ist, gemacht für den Durchschnitt. Dabei hat sich die Stadt durch unendliche Reproduktion zu einer Identitätslosigkeit hin entwickelt in der auch der Mensch als Individuum untergeht. […]

[…] Trude ist geprägt von einer unendlichen Serialität und Regelmäßigkeit, die sich an diesem Prozess bedient. Ähnlich wie bei der Ausdehnung der Stadt Trude ist das System von Bienenwaben unendlich reproduzierbar und setzt sich zu den Rändern der Struktur fort. In Trude wird dies auf die Spitze getrieben – Die wabenartige Struktur zieht sich wie ein Teppich über die Erde und zeugt von einer örtlichen Beliebigkeit: „Hätte ich bei der Landung in Trude nicht mit großen Buchstaben den Namen der Stadt gelesen, ich hätte geglaubt, auf demselben Flughafen angekommen zu sein, von dem ich abgeflogen war.“ […] In Trude besteht eine direkte Beziehung zwischen der Stadt und ihren Bewohnern in Form eines permanenten Konsumverhältnisses, in dem der Mensch die Stadt als einen Ort versteht, an dem er alle seine Bedürfnisse im Überfluss befriedigen kann, und die Stadt die Rolle eines Verkäufers einnimmt, der den Menschen zum Kauf verführt. Diese wechselseitige Abhängigkeit beruht auf dem Konzept von Angebot und Nachfrage. […] Im völligen Kaufrausch folgen die Bewohner ihr blind und merken gar nicht, wie manipulativ sie gesteuert werden. Trude ist ein Nicht-Ort, aber Trude ist unendlich – Wie könnte man ihm entfliehen, selbst wenn man es erkennen würde?

Jakob Leyens, Lorena Peters & Milena Shishkova