Die verborgenen Städte 3

„Marozia besteht aus zwei Städten: der Rattenstadt und der Schwalbenstadt; beide ändern sich im Laufe der Zeit; doch ihr Verhältnis zueinander ändert sich nicht: Die zweite ist es, die im Begriff steht, sich von der ersten zu befreien“.

So beschreibt Calvino das Schicksal der Stadt Marozia. Sie ist eine düstere Stadt mit dunklen Gängen, in der die Menschen wie Ratten hausen, Gewalt und Schrecken herrscht. Doch wenn ein neues Jahrhundert anbricht werden sich viele von der Rattenherrschaft befreien und sich erheben zu einer neuen Stadt, deren „Flügel den Bogen eines sich weitenden Horizonts zeichnen“.

Die Grundidee unseres Entwurfes basiert auf einer Teilung in zwei sehr verschiedene, jedoch nicht voneinander unabhängig auftretende Stadtgefüge. Die Rattenstadt definiert sich als eine labyrinthische, finstere und elende Stadt, welche durch steinerne, hohe Decken und kompakte Wände geprägt wird und sich überwiegend unter der Erdschicht erstreckt. Ganz im Kontrast dazu ist die Schwalbenstadt eine aufgelöste, kristalline Struktur, die mit weiten und hellen Räumen zwischen hoch aufragenden Gebäuden den Prinzipien einer geordneten, modernen und demokratischen Rasterstadt folgt. Beide Städte stehen in Beziehung zueinander durch das Prinzip der Subtraktion.

Wenn das Jahrhundert der Schwalben anbricht, schält sich eine kristalline, obere Haut von der Rattenstadt, fliegt empor und schwebt fortan über der massiven Stadt wie ein leichtes Tuch. […]

Herleitend kommt es zu ständigen Veränderungen und einem Wechsel, zwischen der düsteren Ratten- und der aufstrebenden, kristallinen Schwalbenstadt.

Marlon Brownsword, Niklas Büchner & Johannes Zerfaß