Die fortdauernden Städte
Trude ist normal. Jeder kennt Trude oder zumindest eine Stadt in der Manier von Trude. Denn Trude ist keine Einzelphänomen, jede Stadt ist ein bisschen Trude oder gerade auf dem Weg Trude zu werden. Trude selbst ist nur eine Karikatur, stellvertretend für alle Städte. Lediglich das Orteingangsschild vermittelt Identität und Eigenständigkeit. Ein Gang durch die Stadt erscheint fast schon wie ein Déjà-Vu. Alles ist schon bekannt und wurde schon einmal erlebt.
Iterativ werden die gleichen Fassaden und Szenen durchgespielt. Die gleichen Reihungen von Typologien im Wechselspiel mit Plätzen und Grün. Die gleichen Werbetafeln definieren die Fassaden. Soll das der Genius Loci einer Stadt sein? Das nicht Überraschende?
Die Bewohner sind gesättigt. Sie wollen nicht mehr überrascht werden. In Trude sind keine Sehnsüchte mehr vorhanden, denn alles ist irgendwie vorhanden und gleichzeitig auch nicht. Jeder ist eigentlich zufrieden. Der Wohlstand ist schon lange in der Stadt angekommen und wird am Leib sichtbar. Gerade dieser Überdruss an Angebot und Möglichkeiten führt zur Verwahrung jeglicher Selbsterneuerungsprozesse. Wodurch entsteht diese Antriebslosigkeit der Bewohner und Eigenschaftslosigkeit der Stadt Trude, die überall gleich ist? Wie entsteht diese ultimative Normalität von unendlich wiederkehrenden Ereignissen?
Entsteht sie durch das Übertreiben von Individualität und infolge dessen durch das Entstehen des Generischen?
Das unendliche Rezeptieren von Monumenten, die Übersättigung des Marktes von Wahren und den Überkomfort der Bewohner? […]
Nicolai Carl, Clemens Urban & Felix Piel