Die Städte und die Erinnerung 4

Zora, die Stadt der Erinnerung, wird von dem Protagonisten Marco Polo in Italo Calvinos Buch „Die unsichtbaren Städte“ zum einen als (1) eine abspielbare Sequenz und zum anderen als (2) ein statisches Gerüst beschrieben. […]

Zora wird hier aus einer Perspektive erzählt, die nicht das große Ganze vor Augen hat, vielmehr gibt es viele kleine Bruchstücke, an denen Emotionen geknüpft sind, vergleichbar mir einem Kind, das die Umwelt um sich herum kennen lernt. […]

Wir interpretieren Zora als einen Ort, der all die Erinnerungen in einem festen Konstrukt festhält. Diese Erinnerungen sind umso stärker je mehr sie an Emotionen geknüpft sind, wobei es sich dabei meistens um die kleinen alltäglichen Details handelt. Besonders Kindheitserinnerungen spielen eine große Rolle, da man sich meist an viele scheinbar unwichtige Kleinigkeiten erinnern kann. Es ist niemals möglich umzukehren, wenn man diese „Stadt“ einmal verlassen hat, nur die Erinnerungen bleiben und sind durch Zora abrufbar. Die beschriebenen Straßen und Pfade dienen als Metapher der individuellen Wege durch das Leben, eine Abfolge von Ereignissen, die nicht verändert werden kann. […]

Bezugnehmend auf den Vortrag von Job Floris sammelten wir zunächst Bilder aus den Orten, in denen wir aufgewachsen waren, so wie Schwarzpläne, die den Raum darstellen, in denen wir aufgewachsen waren. Es handelt sich dabei um völlig unterschiedliche Orte: Hong Kong, ein Dorf in der Nähe von Krakau und eine Gemeinde in Niedersachsen. Diese unterschiedlichen Bilder, Skizzen und Strukturen verglichen wir miteinander und übersetzten einzelne Elemente in die Entwurfsaufgabe. (Translatio)

Damit hatten wir eine Diskussionsgrundlage geschaffen, mit der wir in den zweiten Prozess (Imitatio) einsteigen konnten. Dafür führten wir viele Tests durch und skizzierten Ideen um uns ein visuelles Vokabular zu unseren Zoras aufzubauen. […] Für das Modell sprach vor allem, dass der Betrachter entscheiden kann wie lange er auf welchem Element verweilt und bei genauerer Betrachtung mehr entdecken kann, so wie Job Floris es in seinen Entwürfen auch forciert. Bei einer Filmsequenz wäre dieser Aspekt nicht zum Tragen gekommen, denn ein ganz wichtiger Aspekt an der Beschaffenheit Zoras, ist dass diese Stadt „[…]Punkt für Punkt […]“ im Gedächtnis bleibt und nicht an einem vorbei rauscht. In diesem Teil des Entwurfsprozesses ging es vor allem darum, die Identität durch individuelle Details auszudrücken. (Aemulatio) […]

Femke Hagedorn, Nicolette Lau & Joanna Wróbel